«Haben Sie einen Ratschlag für die jüngere Generation?» «Dass sie ihr Leben so gut wie möglich gestalten und dabei andere Menschen und den Planeten respektieren.»
Patricia Schulz wurde 1949 in Genf geboren und wuchs in einer zweisprachigen französisch-englischen Familie auf. Sie schloss ihr Jurastudium 1972 ab und arbeitete danach in einer Anwaltskanzlei in Genf, bevor sie eine Zeit lang für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Madagaskar tätig war. Danach war sie 14 Jahre lang als Dozentin für Verfassungsrecht und öffentliches Recht an der juristischen Fakultät der Universität Genf tätig. Sie war massgeblich an der Gründung der Gleichstellungskommission der Universität Genf beteiligt und präsidierte diese. Trotz Widerständen wurde ihr Projekt zur Erhöhung des Frauenanteils an der Universität Genf schliesslich auf kantonaler Ebene umgesetzt. Damit begann ihr Engagement für die materielle Gleichstellung zur Bekämpfung der strukturellen Benachteiligung der Frauen: zuerst an der Universität Genf, dann mit der Mitwirkung an einer eidgenössischen Volksinitiative für eine Quotenregelung in allen Bundesbehörden, später auf nationaler und internationaler Ebene. Dies mit einer Vielzahl von Massnahmen wie Aktionspläne, Strategien, gezielte Finanzierung, Weiterbildung, Medienarbeit und Quoten.
Von 1994 bis 2010 setzte sie sich als Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann und von 2011 bis 2018 als Mitglied des UNO-Ausschusses CEDAW für die Rechte der Frauen ein. Die UN-Konvention zur Beseitigung jeglicher Form von Diskriminierung der Frau wurde von der Schweiz 1997 ratifiziert, ist aber in der Schweiz wie auch in anderen Ländern noch zu wenig bekannt und umgesetzt.
Sie ist überzeugt, dass die formelle Gleichstellung allein nicht genügt. Das heutige internationale Verständnis verlangt die materielle Gleichstellung. Dazu sind strukturelle Massnahmen notwendig, was auch zunehmend akzeptiert wird. Obwohl anfänglich umstritten, haben sich Quotenregelungen aufgrund ihrer messbaren Auswirkungen auf die Partizipation von Frauen in der Politik, u. a. in der Wirtschaft weltweit durchgesetzt.
Der CEDAW-Ausschuss trägt zur Weiterentwicklung des internationalen Menschenrechts bei, einschliesslich der Förderung der materiellen Gleichstellung der Geschlechter.
Im Rahmen ihrer Arbeit im UN-CEDAW-Ausschuss hat sich Patricia Schulz darüber hinaus für Themen wie Sexarbeit, Abtreibung, Gewalt, Zugang zur Justiz, Rechte sexueller und anderer Minderheiten eingesetzt.
Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse geben wertvolle Einblicke in die Bedeutung des Engagements für soziale Gerechtigkeit und die Möglichkeiten, Veränderungen auf individueller und struktureller Ebene herbeizuführen.
Für zusätzliche Dokumente, senden Sie bitte eine E-Mail an: lst.fiocchi@ius.uzh.ch