Museen sind nicht bloss Ausstellungsorte, sondern sie sollen auch Objekte sammeln, bewahren und erforschen. Doch wie können wir Forschungsresultate solcher Objektuntersuchungen für das breite Publikum zugänglich machen? Dieses AR Projekt stellt einen Versuch dar.
Sonja Schwab
Ausgangslage
Museen sind nicht bloss Ausstellungsorte, sondern sie sollen auch Objekte sammeln, bewahren und erforschen. So tut das auch das Rijksmuseum in Amsterdam. Ihr grösstes Projekt, Operation Nightwatch, zu den Werken Rembrandts ist noch heute in Gange. Auf der Homepage präsentiert das Team nach 2 1/2 Jahren die zehn wichtigsten Ergebnisse.
Anstatt nach Hinweisen zur Echtheit der Gemälde zu suchen, untersuchte das Forschungsteam vielmehr die Werke Rembrandts nach deren Entstehungsprozess und damit der Arbeitsweise des Künstlers selbst.
Einige Ergebnisse diese Projektes sollen innerhalb eines AR-Projektes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine Auswahl an Kunstwerken Rembrandts wurde dabei in die artverse-App von freisicht implementiert und mit weiteren Bildmaterialien überblendet.
Projektbeschrieb: Wie die Wissenschaft Rembrandts Handschrift entschlüsselt
Ziel des Projektes ist es den Betrachter:innen Einblick in die Arbeit der Forschenden zu geben. AR-Technologie erlaubt es, selbst die Röntgenaufnahmen zu sehen und die Erkenntnisse der Forschung zu prüfen oder zumindest zu erleben.
Über Rembrandt war zunächst wenig bekannt. Durch die Arbeit an seinen Gemälden jedoch eröffnete sich ein neueres, genaueres Bild des Künstlers, seiner Arbeitsweise und seiner Werkstatt. Drei Elemente seiner Arbeitsweise werden in diesem AR-Projekt vorgestellt, obwohl die Forschung weit mehr hervorbrachte. Zunächst zeigt das Projekt Rembrandts Malweise von dem Hintergrund bis zum Vordergrund auf. Auch zeigt es seine Experimentierfreude und die ungewöhnliche Verwendung von Farbe. Vermittelt werden diese Elemente durch Einblenden von Röntgenbildern oder hochaufgelösten Detaillaufnahmen, während die Texte die Ergebnisse präsentieren.
Projekt 1
Der Beitrag zu Rembrandts Musical Company zeigt die Arbeitsweise des Künstlers, nämlich den Aufbau von Hintergrund zu Vordergrund. Im Museum könnten die Besucher:innen die arteverse-App auf ihrem Smartphone oder dem Leihgerät des Museeums öffnen und die Kamera des Gerätes würde dann selbständig das «Triggerbild» erkennen. Das Gemälde würde mit seinem Röntgenbild überblendet. Durch das Betrachten des Röntgenbildes erkennt man die vorgenommenen Änderungen in Rembrandts Gemälde. Auch die Experimentierfreude Rembrandts kommt hier zum Ausdruck, obwohl sie hier nicht mit einem digitalen Beitrag unterstützt wird. Rembrandt passte seine Maltechnik und Pinselbewegungen den verschiedenen Materialien, die er versuchte darzustellen, an. Der:die Betrachter:in ist selbst aufgefordert das Bild näher zu betrachten.
Projekt 2
Frühere Untersuchungen zeigten lediglich die Verwendung von Leinsamen- oder Walnussöl als Bindemittel von Rembrandts Farbe. Normale Ölfarbe jedoch weist nicht so viele verschiedene Merkmale auf, wie sie in dem Gemälde Isaac and Rebecca zu sehen ist. Später stellte sich heraus, dass sich Proteine von Eiern in der Farbe befanden. Eiweiss oder Eigelb in die Farbe zu mischen, war eine Technik, die man sonst nur in der Tempera Malerei verwendete. Dies gibt einen Einblick in die Verwendung von Farbe durch den berühmtesten niederländischen Maler. Um dies sichtbar zu machen, wird das Original mit verschiedenen Detailaufnahmen überblendet, die durch Text ergänzt werden.
Insgesamt werden die Erkenntnisse aus sieben seiner Werke zusammengetragen, die aber im Wesentlichen in gleicher Weise präsentiert werden und zur Untermauerung dieser drei Elemente dienen. Zugleich aber werden noch andere Aspekte hervorgehoben, wie die Kompositionen oder die Funktion von Zeichnungen.
Reflexion zu den Stärken und Schwächen des Projektes
Das Projekt offenbart Hintergründe der Rembrandt Forschung und Macht unsichtbares (Röntgenbilder) sichtbar. Schwächen des Projekts sind, dass die Wissensvermittlung doch über den Text geschieht und die Bilder bloss zur Unterstützung dienen. Zudem kann man auf der Homepage bereits die Ergebnisse der Operation Nightwatch digitalisiert ansehen. Dennoch bietet das Projekt für die breitere Bevölkerung einen einfacheren Zugang zu den Forschungsresultaten und diese können mittels der arteverse-App auch direkt im Ausstellungsraum erlebbar gemacht werden.