Sonderausstellungen locken als Publikumsmagnet der Museen und machen es möglich, immer wieder neue Sammlungsobjekte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wie können wir aber diese Sonderausstellungen so dokumentieren, dass sie auch nach ihrer Schliessung noch erlebbar sind?
Linus Raucheisen und Elisa Repele
Ausgangslage
Das Museum für Gestaltung verfügt über eine ausgesprochen reiche Vielfalt von Designobjekten und Exponaten, welche regelmässig um Neuanschaffungen ergänzt werden. Es ist unmöglich, die gesamte Sammlung permanent zu präsentieren, weshalb das Museum regelmässig neue temporäre Ausstellungen plant und durchführt, um den Besucher:innen immer wieder neue Exponate zu zeigen. Diese werden aber nach einer Zeit wieder abgebaut und durch Neues ersetzt.
Dies trifft auch für die Ausstellung «6 Zimmer x 6 Perspektiven» zu. Diese zeichnet sich obendrein dadurch aus, dass verschiedene Künstler:innen und Designbüros vom Museum aufgefordert wurden, mit den Archivstücken des Museums jeweils einen eigenen Raum zu gestalten. So werden die Objekte nicht nur ausgestellt, sondern Teil eines neuen Werkes. Schade, dass die Ausstellung nur bis zum 26. März 2023 dauert und damit nicht nur einige Ausstellungstücke wieder in den Depots verschwinden und auf ihren nächsten Einsatz warten, sondern auch die «6 Zimmer» als eigene Kunstwerke für immer verschwinden.
Ziel
Ziel des Projekts ist, die Ausstellung «6 Zimmer x 6 Positionen» aus dieser Vergänglichkeit zu befreien und für die Nachwelt zugänglich zu halten. Zudem soll sie einem grösseren Publikum orts- und zeitunabhängig bereitstehen.
Projektbeschrieb
Die Ideen der Künstler:innen und Designbüros sind zu digitalisieren, da Digitales für viele Nutzer:innen leicht verfügbar ist. Wir entscheiden uns für das Medium Video, um den Ausstellungsrundgang möglichst einem normalen Museumsbesuch nachzuempfinden können.
Es braucht zuerst eine Drehgenehmigung, dann eine Kamera, Ton, Licht und Energie. Das alles muss im Vorfeld geplant werden, sonst geht mitten im Dreh der Akku aus. In unserem Fall hat das Museum für Gestaltung uns die Dreherlaubnis erteilt und so konnten wir die Filmaufnahmen starten.
Danach folgt die Postproduktion mit Schnittprogrammen, wo verschiedene Clips auf einer Zeitlinie bearbeitet werden. Dabei ist der logische Aufbau des Films zu beachten, die Sehgewohnheiten des Publikums und die technischen Möglichkeiten der Software und der Technik.
Reflexion
Beim ersten Mal geht meist mehr schief als was gelingt und man merkt schnell, wie komplex nur schon ein fünfminütiger Film ist. Bei einer nächsten Gelegenheit würden wir wohl wie professionelle Teams mehr in eine schriftliche Planung investieren und ein richtiges Drehbuch erstellen. Damit wird es dann einfacher, die nächsten Schritte richtig zu planen.
Auch muss man den Umgang mit dem Equipment gut trainieren, damit nicht zu viel Ausschussware produziert wird (zu dunkel, zu unscharf, zu kurz, falsche Perspektive, zu unruhig etc.).
Beim Ton ist es wichtig, die Umgebung zu beachten. Es kann einem die gesamte Tonspur ruinieren, wenn man zu viel Nebengeräusche mit aufnimmt.
Für Kunsthistoriker:innen ist die Dokumentation mit Video eine interessante Aufgabe, die auch das Verständnis der Materie nochmals vertiefen hilft, aber auch Neuland, das viel Übung erfordert.