Tagebucheintrag 30.3.20

An einem verschneiten Tag wie diesem sind bei einem Spaziergang im Dorf keine grossen Corona-Besonderheiten zu bemerken. Es ist ruhig, vielleicht ein bisschen ruhiger als sonst? Aber spazierende Familien und vorbeifahrende Autos brechen die Ruhe genau wie sonst auch. Wo die Corona-Situation sofort ersichtlich ist, ist der Dorfladen. Dort sind die Einschränkungen allgegenwärtig; Desinfektionsmittel am Eingang, Beschränkung der Besucheranzahl, Klebebänder am Boden mit der Erinnerung „2m Abstand halten“ und ein geschlossenes Bistro (sonst ein wichtiger Treffpunkt für die Dorfbevölkerung und die Handwerker), verändern das Einkaufserlebnis merklich. Obwohl die Begrüssung beim Betreten des Ladens so freundlich und persönlich wie immer ist, gibt es keine zusammensitzende Gruppen am langen Bistro-Tisch, wie dies sonst der Fall ist. Auch das kurze Schwatzen während dem Einkaufen mit Bekannten oder Nachbarn gestaltet sich viel vorsichtiger und zurückhaltender, ist aber gleichzeitig umso beliebter, da es eine der wenigen Möglichkeiten ist sich ausser Haus auszutauschen. Diese Freude an möglichen Kontakten ausser Haus, fiel mir ebenfalls bei einer Kollegin auf. Als sie mich an ihrem Haus vorbeigehen sah, kam sie sofort heraus, um mit mir den offiziell von Herrn Koch erlaubten „spontanen Schwatz“ zu halten. Dies würde mich bestimmt auch sonst freuen, aber die ausserordentlich gute Laune, welche sich danach in mir verbreitet, macht mir klar, dass ich schon zulange auf reale Kontakte ausserhalb der Familie verzichten muss. Was mir ebenfalls auffällt, ist das veränderte Aushängefenster an der Kirchenmauer.

Schaufenster an Kirchenmauer

Anstatt die vielen Veranstaltungen anzukündigen, ist ein Info zu finden, dass diese alle abgesagt wurden. Ausserdem gibt es Infos zur Seelsorge und mehrere Gebetsaufrufe. Dies passt zu den Artikeln, welche ich zum Thema Glaube oder Kirche und Corona in der Zeitung gelesen habe. Menschen suchen einen Halt und niemand stört sich an länger läutenden Kirchglocken. Es scheint, dass sich das Sprichwort „Not lernt beten“ in der jetzigen Situation bewahrheitet.

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