In meiner Bachelorarbeit beschäftigte ich mich mit dem menschlichen Einfluss auf Softwareentwicklung am Fallbeispiel SwissCovid, der Schweizer Contact Tracing App. In Zeiten der COVID-19-Pandemie sind Technologien entstanden, die eine Kontaktnachverfolgung zwischen mehreren Menschen ermöglichen. Dass dabei sensible, personenbezogene Daten im Spiel sind, ist eine Grundvoraussetzung. Die Betrachtung von Privatsphäre und Datenschutz-Aspekten ist in einem solchen Zusammenhang massgebend. Dabei bin ich der Frage nachgegangen, welchen Einfluss solche gesellschaftlichen und kulturellen Aspekte bei der Entwicklung der Software einnehmen. Da Software-Technologien von Menschen entwickelt werden, die meist einen sehr technischen Hintergrund haben, habe ich mir die Frage gestellt, wie bei ihnen Privatsphäre aufgefasst wird und wie Privatsphäre in der Technologie implementiert wird. Am Fallbeispiel von SwissCovid – der Schweizer App zur Kontaktnachverfolgung, um die COVID-19-Pandemie einzudämmen – geht es in meiner Bachelorarbeit darum, die Entwicklung von Software kulturwissenschaftlich zu betrachten.

Anhand von Interviews mit Entwickler*innen der SwissCovid App wurde Forschungsmaterial gesammelt und mit Theorien im Bereich der Software und Technology Studies sowie medialen Kontroversen in Verbindung gebracht.

Dabei liessen sich u.a. folgende Schwerpunkte erkennen:

  • In der Technologie manifestiert sich eine gewisse Räumlichkeit. Bei der SwissCovid App war die COVID-19-Pandemie ausschlaggebend für deren Entwicklung und gab der Software somit eine räumliche und zeitliche Komponente. Die moralischen Wertvorstellungen der Entwickler*innen spielen in diese Räumlichkeit hinein, und prägen somit die Struktur der App.
  • Es spiegeln sich zwischenmenschliche und ethische Konflikte wie beispielsweise Uneinigkeiten über die Art der Datenspeicherung in der Struktur der Software wider. Der Gegenstand der Technologie und des Programmcodes gewinnt dadurch an Komplexität.
  • Ausserdem unterscheiden sich die Erfolgskriterien und die Problemdifferenzierung der Entwickler*innen der SwissCovid App: Will man ein datensicheres Produkt? Oder will man eine App, welche einen Beitrag zur Pandemieeindämmung leistet? Dieser Konflikt lässt sich kaum auflösen.