In meiner Bachelorarbeit habe ich mit dem Thema Essen befasst. Genauer interessierte ich mich für die Verbindung zwischen Kultur und Nahrung. Ich habe mich gefragt, inwiefern unterschiedliche Küchentraditionen zustande kommen und weshalb es Gerichte gibt, die für gewisse Regionen typisch sind. Um dem nachzugehen, habe ich eine spezifische Region als Fallbeispiel ausgewählt: die Bündner Gemeinde Vaz/Obervaz. Zudem ging ich davon aus, dass die Kultur des Ortes die dort typischen Speisen entscheidend mitprägt.

Meine Fragestellung beantwortete ich anhand qualitativer Interviews, deren Resultate ich mit Ergebnissen aus einer vorangegangenen Literaturrecherche abglich. Durch letztere stiess ich auf die Soziologin Eva Barlösius (2016), welche die Beziehung zwischen Natur, Kultur und Nahrung untersuchte. Ihre Ausführungen stellten so eine wichtige Grundlage für meine Bachelorarbeit und wurden anhand meiner eigenen Ergebnisse verglichen.

Ergebnisse

Die Analyse der Interviews stellten den Alltag der heutigen Bewohner in Bezug zu ihren Essgewohnheiten dar. Dabei konnten viele Aspekte, die die Küche der Gesprächspartner beeinflussen, herausgelesen werden. Einige dieser Aspekte sind von kulturellen Begebenheiten beeinflusst. Dazu gehört zum Beispiel die Erkenntnis, dass sie in ihrer Alltagsküche Rezepte und Methoden anwenden, die sie aus ihrer ursprünglichen Heimat mitgenommen haben. Durch dieses Erlernen der Zubereitungsweise der Gerichte nehmen sie gewisse kulturelle Werte, die ihnen durch das Zeigen mitgegeben wurde, mit. Ihre heutige Küche ist also von diesen beeinflusst und hat sich durch das Ankommen an einem neuen Ort durch die dortigen Produkte und Gerichte ergänzt. Dies zeugt davon, dass man heute nicht mehr von einer sogenannten One-Culture-Cuisine ausgehen kann (Tolksdorf 1993, S. 189). Es vermischen sich die Küchen verschiedener Regionen.

Weiter spielen die zur Verfügung stehende Zeit sowie die im Vorrat vorhandenen Produkte eine wichtige Rolle in Bezug darauf, was gekocht wird. Je nachdem, wie viel Zeit die Arbeit einnimmt, kann mehr oder weniger aufwändig gekocht werden. Dadurch, dass alle mit eigenen Produkten arbeiten, entwickelt sich mit der Zeit eine klare Linie, aufgrund der in der Küche gezaubert wird. Dies sorgt auch dafür, dass es immer wieder die gleichen Speisen gibt, was einerseits den Vorteil hat, dass Zeit eingespart werden kann, da man bereits weiss, wie man es zubereiten muss und andererseits sorgt es für Struktur im Alltag.

Die von der Natur geprägten Einflussfaktoren haben mit körperlicher Gesundheit zu tun.

Schliesslich lässt sich sagen, dass weder die Natur noch die Kultur allein dafür zuständig sind, wie sich das Essverhalten im Alltag der Bürger von Vaz/Obervaz ausgestaltet. Natur und Kultur sind wichtige Aspekte bei der Nahrungsaufnahme. Wo man jedoch Unterschiede feststellen kann, ist bei der Art des Bedürfnisses, welches sie erfüllen. Während die Natur eher biologische Abhängigkeiten befriedigt, ist die Kultur für die geistige Befriedigung zuständig. Schlussendlich sind aber beide von wichtiger Bedeutung im Alltag.

Quellen

Tolksdorf, Ulrich: Das Eigene und das Fremde. Küchen und Kulturen im Kontakt. In: Wierlacher, Alois et al.: Kulturthema Essen: Ansichten und Problemfelder. Berlin: Akademie Verlag, 1993. S. 187-192

Barlösius, Eva: Soziologie des Essens. Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung. 3. Auflage. Weinheim: Beltz Juventa, 2016.